Zwischen Konzepten und echter Verantwortung

In der Welt von BDSM, Kink und bewusster Sexualität begegnen uns immer wieder Kürzel wie SSC, RACK und andere. Sie sind als ethische Wegweiser gedacht. Doch solange wir nicht genau besprechen, was sie für uns persönlich bedeuten und wie wir sie reflektiert leben, bleiben sie oft bloße Symbolik.

Kein Akronym kann ein echtes Gespräch ersetzen.

SSC, RACK und Co. im Spiegel der Szene
Viele Stimmen lehnen SSC (Safe, Sane, Consensual) schon im Namen ab – „Nichts, was wir tun, ist wirklich safe.“
 Doch das verkennt seinen Kern: SSC will nicht absolute Sicherheit versprechen, sondern fordert uns auf, Praktiken so sicher, machbar und vernünftig wie möglich zu gestalten – immer mit Bewusstsein für das verbleibende Restrisiko.
RACK (Risk-Aware Consensual Kink) wird oft als die „realistischere“ oder „reifere“ Alternative verstanden: „Ich kenne die Risiken, also bin ich bewusster, authentischer.“
 Doch der Aspekt der Risikominimierung wird häufig vergessen. RACK sollte – im besten Sinne – heißen: sich der Risiken bewusst sein, sie prüfen und alles tun, um sie zu minimieren, während wir gleichzeitig bewusst entscheiden, worauf wir Lust haben.

Nicht selten wird RACK jedoch fast wie ein Statussymbol oder „Metaconsent“-Label genutzt: „Wir haben uns grundsätzlich geeinigt, also ist alles okay.“ Dabei bleibt dann die Reflexion über konkrete Risiken, Grenzen und Gefühle oft auf der Strecke.
Ohne Gespräch, ohne ständige Reflexion und echte Auseinandersetzung bleiben SSC wie RACK leere Etiketten.

Warum neue Akronyme entstehen
Neue Akronyme wie PRICK oder CCCC entstehen, weil bestehende Modelle (SSC, RACK) nicht alle Aspekte abdecken – sie zeigen, dass es keine endgültige Lösung gibt.
 Kein Akronym kann ein echtes Gespräch ersetzen, und genau das ist der Kern: Reflexion, Austausch, gegenseitiges Verstehen.
Das Problem: Gespräche wirken oft „umständlich“ oder „langwierig“. Also wird die Abkürzung im wahrsten Sinne als „Abkürzung“ genutzt – als scheinbar schnelle Lösung, die echten Dialog ersetzen soll.
 Doch echte Sicherheit, gelebter Consent und verantwortungsvolle Risikominimierung entstehen nur im Austausch, nicht durch ein Label.

Akronyme, die Verantwortung und Care betonen
PRICK (Personal Responsibility, Informed Consensual Kink) legt den Fokus auf jede einzelne Person: Verantwortung übernehmen, informiert handeln, bewusst zustimmen.
 Es zeigt, worum es auch noch gehen sollte: Reflexion, Achtsamkeit, Präsenz.
CCCC (Caring, Communication, Consent, Caution) ergänzt diesen Ansatz: Es betont nicht nur Sicherheit, sondern auch Fürsorge, Kommunikation, Konsens und Umsicht – genau die Haltung, die für mich BDSM erst lebendig macht.

Die Kernbotschaft
Akronyme wie SSC, RACK, PRICK oder CCCC sind nur hilfreich, wenn wir sie mit Leben füllen – durch Austausch, Reflexion, Empathie.
 Es geht nicht um theoretische Konzepte, sondern um gelebte Haltung, die immer wieder neu ausgehandelt wird.
„Labels allein entbinden niemanden von der persönlichen Verantwortung über das eigene Risikobewusstsein nachzudenken und für die eigenen Limits einzustehen. Ein ehrliches Gespräch darüber, ob wir beide dasselbe meinen, Präsenz während der Szene, gemeinsam gestaltete Risikominimierung und der Mut zu offener Kommunikation auf beiden Seiten – diese Arbeit kann uns kein Akronym abkürzen oder abnehmen. Vielleicht sind neue Akronyme gar nicht nötig, sondern einfach mehr aktives Zuhören und Wertschätzung.“

Consent Kompass

Kategorien: Steffis-Blog

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